Übermütige, blumige und ausgelassene Frühlingsbräuche

Übermütige, blumige und ausgelassene Frühlingsbräuche

Im Engadin stehen Glocken im Vordergrund, in der Nordwestschweiz sind's Eier, in Genf sind es Blumen und in Finnland ist's einfach eine Riesenparty. Willkommen im Frühling!
«Chalandamarz» im Engadin - Ausflug in die Welt von «Schellen-Ursli»
Wer das zauberhafte Kinderbuch «Schellen-Ursli» kennt, dem ist auch der Anfang März im Engadin stattfindende Chalandamarz nicht fremd: Mit Liedern, Kuhglocken schwingenden Kindern und einem fröhlichen Kinderfest mit Tanz und Musik. Auch das berühmte Chalandamarz-Lied über den Auszug des Viehs aus seinen dunklen Ställen in den hellen Frühling ist allerorten zu hören. Doch damit erschöpft sich die Gemeinsamkeit der Ausgestaltung dieses bunten Brauchs in den verschiedenen Dörfern: Denn mal ist es reine «Bubensache», mal mit Mädchen und Jungen, mal traditionell wie im Kinderbuch, mal ein Fastnachtsumzug mit satirischen Untertönen. Kurz: Die Vielfalt der unterschiedlichen Chalandamarz-Traditionen einer jeden Ortschaft widerspiegelt den Facettenreichtum des Engadins. Aber wie auch immer. Wenn Sie Gelegenheit haben, diesem Brauch beizuwohnen: Es lohnt sich wirklich.

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Eierläset in der Nordwestschweiz - Wettlauf zwischen Frühling und Winter
Da das Ei ein Symbol des Lebens ist, steht es auch für den Frühling. Deshalb verjagt man in zahlreichen Gemeinden der Nordwestschweiz am Sonntag nach Ostern den Winter mit einer «Eierläset». Dafür werden nebeneinander zwei Bahnen mit je bis zu 100 Sägemehlhäufchen vorbereitet, auf denen man je ein Ei platziert. Zwei Gruppen nehmen den «Kampf» auf, von denen die eine den Winter, die andere den Frühling darstellt. Nun rennen die Läufer zum entferntesten Ei der Bahn, heben dieses auf, eilen zurück und werfen es vorsichtig dem Fänger zu, der es mit einem mit Spreu gefüllten Korb aufzufangen versucht. Es gewinnt jenes Team, das zuerst alle Eier im Korb hat. Merkwürdig ist allerdings, dass immer der «Frühling» gewinnt! In vielen Gemeinden gibt es übrigens nach dem Wettbewerb einen sogenannten «Eiertätsch» oder «Spiegeleierfrass» für die ganze Bevölkerung.
«Le Feuillu» - so heissen Genfer den Frühling willkommen
Dieses beliebte Fest markiert am ersten Sonntag im Mai in zahlreichen Gemeinden des Kantons Genf die Rückkehr des Frühlings. Im Zentrum steht ein bunter Kinderumzug, bei dem die mit Blumenkränzen geschmückten Kinder singend und tanzend durch ihre Gemeinde ziehen. In ihrer Mitte werden auf einem Wagen der Maikönig und die Maikönigin sowie eine symbolträchtige Figur aus Ästen und Zweigen gezogen, die als «La Bête» oder «Le Feuillu» bezeichnet wird. Mancherorts wird statt dieser Figur ein hoher Mast mit Blumenkranz und Girlanden, der sogenannte «Maibaum», mitgeführt. In Cartigny und in Onex reinigen die Kinder am Vortag des Umzugs alle Brunnen der Gemeinde und schmücken sie mit Blumen. Der Abschluss durch einen gemütlichen Imbiss ist allerdings überall üblich.
«Vappu» - so ausgelassen feiert Finnland den Frühling
Bei uns ist am 1. Mai «Tag der Arbeit», in Finnland feiert man an diesem Datum das Fest des Frühlings. «Vappu» nennt man es, und es ist fröhlich, ungewöhnlich und sehr ausgelassen. Da die Tradition von finnischen Studenten eingeführt wurde, stehen sie im Mittelpunkt. Deshalb tragen alle Finnen, die irgendwann mal Abitur gemacht haben, mit grossem Stolz ihre Abiturmütze und die Studentenkluft ihrer Hochschule. Sogar der riesigen Meerjungfrau «Havis Amanda» auf dem Marktplatz setzt man am Vortag unter grossem Jubel der Bevölkerung eine Studentenkappe auf. Diese folgt dem Ritual mit Sektflaschen und Bechern, um dann fröhlich anzustossen. Vappu ist ein Fest, das man mit Freunden und der Familie verbringt. Viele treffen sich im Kaivopuisto Park am Meer zu einem Picknick, für das reichhaltige Buffets und Pavillons aufgebaut werden. Besonderheiten? Typisch ist das leicht alkoholische Getränk Sima sowie das im Öl ausgebackene süsse Gebäck Tippaleipä.

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